Strategie Entscheidungen

Strategien auf dem heiligen Rasen. Oder: Wie Du beim Entscheiden kein Eigentor schießt

Kennst Du die Erfahrung, Dir durch Entscheidungen selbst ein Bein zu stellen? Oder gar ein Eigentor zu schießen? Ich schon! Da übernehme ich in meiner Begeisterungsfähigkeit eine Aufgabe – und kann sie hinterher nur mit größter Anstrengung bewältigen. In diesem Beitrag erfährst Du, was Du vom Fußballtraining lernen kannst, um eine gute Entscheidung zu treffen.

Wenn wir vor einer Entscheidung stehen, sind wir selten innerlich wirklich frei. Die verschiedenen Alternativen wecken spontane Reaktionen in uns: Zuneigung und Abneigung, Vorlieben und Ängste. Manchmal reagieren wir auf bestimmte Optionen von vorneherein abweisend und allergisch. Es grummelt in uns „Grmpf! Bloß nicht!“ Auf andere Optionen hingegen fliegen wir; sind Feuer und Flamme.

Je stärker uns die eigenen Vorlieben und Abneigungen im Griff haben, umso weniger können wir eine freie und damit auch gute Entscheidung treffen. Da übernehme ich in meiner spontanen Begeisterungsfähigkeit eine Aufgabe – und kann sie hinterher nur mit größter Anstrengung und unter Schlafentzug bewältigen. Jemand anderes liebt es, im Mittelpunkt zu stehen – und lässt sich dadurch verführen, Dinge zu machen, die „eigentlich“ im Widerspruch zu seinen Werten stehen. Ein Dritter hat die Angewohnheit, wider besseres Wissen Situationen zu Tode zu analysieren – bis es dann nichts mehr zu entscheiden gibt, weil sich die Frage im Lauf der Zeit erledigt hat.

All dies zeigt: Es gibt in uns „Gegenspieler“, die uns dazu bringen, dass wir Entscheidungen treffen, durch die wir uns selbst ins Abseits manövrieren.

Clemens Blattert verdanke ich in diesem Zusammenhang das Bild einer Fußballmannschaft: Vor einem Spiel analysiert ein Fußball-Trainer die gegnerische Mannschaft. Er studiert ihre Strategien, die Stärken und Schwächen der Stürmer und der Abwehr. Und er überlegt, wie die gegnerische Mannschaft seinen Spielern gefährlich werden könnte. Dementsprechend stellt er die Mannschaft auf.

Die Gegenspieler aufstöbern

Im Blick auf dein Entscheidungsverhalten lohnt es sich, dass Du deine inneren Gegenspieler aufspürst. Dass Du also jene Dynamiken und Strategien entlarvst, durch die Du dich selbst zu Fall bringst oder ein Eigentor schießt.

Solche inneren Gegenspieler können zum Beispiel sein: der Angstmacher, der immer alles in schwärzesten Farben malt. Die Nörglerin, die überall ein Haar in der Suppe findet. Der Wehleidige, der sich vom Acker macht, sobald es mühsam und anstrengend wird. Kampfbereite Stürmer, die jede Abwehr vom Platz fegen können, finden sich oft in der Reihe Ihrer eigenen zentralen Bedürfnisse. Denn jede und jeder ist mit irgendetwas erpressbar oder verführbar! Beispielsweise durch Besitz oder Erfolg, durch verlockende Macht, Anerkennung oder Angst vor Konflikten.

Ein weiterer mächtiger Gegenspieler ist der Druck: Sei es die knappe Zeit; sei es der Druck, den Menschen oder Situationen auf einen ausüben; oder innere, emotionale Spannungen. Und Zack: Schon hat man ein Eigentor geschossen.

Noch eine letzte Taktik sei erwähnt, durch die sich Menschen bei Entscheidungen selbst im Weg stehen: Wenn heimliche Motive sie zu einer bestimmten Alternative drängen – und sie diese Motive weder sich noch anderen eingestehen (können).

Entscheidung Orientierung

Deine Stärken stärken

Ebenso interessant und wichtig ist es, die Stärken der eigenen Mannschaft zu kennen und ins Spiel zu bringen. Also jene Kräfte, Gewohnheiten und Verhaltensweisen, mit deren Hilfe Du den Ball ins Tor schießen kannst – sprich, eine gute Entscheidung triffst. Zu den „Mitspielern“ gehören zum Beispiel: die Mutmacherin, die zum Vertrauen in sich selbst und das Leben aufruft; die Nüchternheit, die einer blinden Begeisterung oder Ablehnung Einhalt gebietet; die Fähigkeit, um Unterstützung zu bitten; die Gewohnheit, sich regelmäßig mit sich selbst zu verabreden und sich die Zeit zu nehmen über die eigenen Motive, Ängste und Wünsche zu reflektieren. Und schließlich stärkt es die Abwehrreihe, wenn man die eigene Strafraumgrenze kennt und klar definiert. So kannst Du den Strafraum deiner Individualität verteidigen und klar Nein sagen, wenn eine Handlungsalternative deinen Grundüberzeugungen widerspricht oder deine Kräfte übersteigt.

Hast Du Lust, zum Stift zu greifen? Dann skizziere, wie deine gegnerische Mannschaft aufgestellt ist. Und entwerfe ein Bild deiner eigenen Mannschaft.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus: Melanie Wolfers, Entscheide dich und lebe! Von der Kunst, eine kluge Wahl zu treffen, bene! Verlag 5. Auflage 2021, 182-185
Fotos: © LemonTreeImages/iStock.com, © Peshkova/shutterstock.com

Buchcover Entscheide dich und Lebe Melanie Wolfers

Lesetipp:

Ständig müssen wir Entscheidungen treffen: Weißbrot oder Vollkornmüsli? Zusammenziehen oder nicht? Doch was tun, wenn einem Entscheidungen nicht leicht fallen?

Melanie Wolfers gibt Strategien und Anregungen an die Hand das Gelesene auf Ihre konkrete Entscheidungssituation anzuwenden.