Pessimismus Wolfers

Beide behalten Recht: die Optimisten und die Pessimisten

Wie deine Zukunft aussieht, hängt auch von deinen Vorstellungen ab, die Du von ihr hast. Gehst Du Dinge zuversichtlich an, dann wird dies oft zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Eine pessimistische Einstellung hingenen ebnet negativen Erlebnissen den Weg. In dem Beitrag erfährst Du von spannenden Forschungen über selbsterfüllenden Prophezeiungen und bekommst konkrete Tipps an die Hand.

Die Zukunft bricht nicht einfach über uns herein und ist nirgends vorgeschrieben. Vielmehr hängt sie auch davon ab, welche Zukunftsvorstellungen und Erwartungen wir heute entwickeln und wie wir jetzt handeln. Die Zukunft beginnt hier und heute.

Wie man nach einer Operation mit Zuversicht besser auf die Beine kommt

Exemplarisch zeigt das eine Studie des Psychologen Winfried Rief von der Universität Marburg. Er hat 124 Personen untersucht, die vor einer Herzoperation standen. Ein Teil von ihnen hat gemeinsam mit einem Psychologen Pläne entwickelt für die Zeit nach dem Eingriff: Was will ich nach drei Wochen wieder schaffen; was nach einem halben Jahr? – Eine Patientin malte sich eine Italienreise aus, eine andere sah sich ihre Balkonkästen bepflanzen, und ein Dritter stellte sich vor, wie er seinen Lieblingsweg entlangschlenderte. Die Patient*innen der Kontrollgruppe hingegen schmiedeten keine hoffnungsvollen Pläne.

Sechs Monate nach dem Eingriff stellte Rief fest: Diejenigen, die positive Pläne geschmiedet hatten, litten weniger an Beschwerden; sie waren körperlich aktiver und erfreuten sich einer besseren Lebensqualität als die Personen aus der Kontrollgruppe.

Natürlich, nicht jede Krankheit lässt sich mit positivem Denken überwinden! Und trotz Zuversicht wird nicht jedes Leiden behoben. Doch was bei den Herzpatient*innen greift, gilt für Vieles im Alltag:

Gehen wir Dinge zuversichtlich an, dann wird dies häufig zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

Wenn wir uns innerlich auf einen guten Ausgang einstellen, dann tun wir nämlich automatisch Dinge, die diesen guten Ausgang ermöglichen. Im genannten Beispiel: Patient*innen, die der Zukunft hoffnungsvoll entgegengehen, aktivieren unbewusst Selbstheilungskräfte, die die Genesung fördern. Auch bewegen sie sich häufiger, ernähren sich gesünder und tun ihrem Körper auch sonst mehr Gutes als jemand, die sich dem Medizinbetrieb hilflos ausgeliefert sieht.

Zuversicht schafft also die Basis für Einstellungen und Verhaltensweisen, die sich förderlich auf die Lebenszufriedenheit auswirken und damit die anfängliche Zuversicht bestätigen. Es kommt zu einer positiven Verstärkung.

Eine pessimistische Einstellung wirkt in die entgegengesetzte Richtung. Mit der Haltung: „Da kann man nichts machen. Das bringt eh alles nichts!“ bereitet man den Boden für negative Erlebnisse und verstärkt dadurch zielsicher seinen ursprünglichen Pessimismus. Wer ständig in einen Abgrund starrt, den zieht es runter.

Am Ende behalten interessanterweise also beide Recht: Sowohl die Zuversichtlichen als auch die Schwarzseher erfahren sich durch die jeweils unterschiedliche Entwicklung in ihrer Weltsicht bestätigt.

Wir kommen, wohin wir schauen

Es gibt zahlreiche Entwicklungen und Argumente, die uns persönlich und als Gesellschaft zermürben können. Es gibt aber auch unzählige Entwicklungen und Argumente, die Mut machen und Hoffnung wecken. Je nachdem, welche dieser Geschichten wir bevorzugt erzählen, verstärkt sich diese Dynamik. Die Zukunft wird also dadurch geprägt, welchen Erzählungen wir mehr Glauben schenken. Daher ist es so wichtig, darauf zu achten: Welche Geschichten erzählen wir uns als Einzelne und als Gesellschaft?

Praxistipp: Seien Sie wählerisch!

Seien Sie wählerisch im Umgang mit dem, was Sie konsumieren an Nachrichten, Bildern, Filmen, Büchern … Manche Filme sind voller Gewaltszenen, andere wecken ungeahnte Ängste. Die Nachrichten werden meist von negativen Schlagzeilen beherrscht. Achten Sie daher auf das richtige Maß an Informationen, setzen Sie auf eine vertrauenswürdige Quelle und auf den passenden Zeitpunkt. Und auf einen guten Tagesausklang – etwa mit einem ruhigen Gespräch oder mit schöner Musik. Lassen Sie sich immer wieder anregen von mutmachenden Geschichten und greifen Sie zu entsprechenden Filmen oder Büchern.

Ein zweites: Halten Sie die Augen offen für Menschen, die Ihnen beispielhaft Zuversicht vorleben, und die ihr Dasein gestaltend in die Hand nehmen. Geben Sie in Ihren alltäglichen Gesprächen bewusst dem Positiven und Hoffnungsstiftenden Raum und suchen Sie sich Verbündete. Gemeinsam mit Gleichgesinnten können Sie Projekte verwirklichen, die Sie allein sich nie hätten träumen lassen.

Lass Dich inspirieren von der Podcast-Folge 11 “Zuversicht – Von der Kraft, die an das Morgen glaubt”

Lesetipp:

Zuversicht ist eine innere Kraft, die vieles zum Positiven verändern kann. Mit ihrer Hilfe können wir in schwierigen oder scheinbar aussichtslosen Situationen neue Perspektiven entdecken. Doch wie gelingt es, angesichts eines persönlichen Schicksalsschlags oder gesellschaftlicher Herausforderungen die Zuversicht zu bewahren?
Dieses Buch geht darauf ein und zeigt, welche Kraft sich entfaltet, wenn man an das Morgen glaubt.

Auszüge aus: Melanie Wolfers, Zuversicht – Die Kraft, die an das Morgen glaubt, bene! Verlag 2021, 29–35
Fotos: © kamisoka/iStock.com