Blockaden, Unsicherheit und das Um-sich-selbst-drehen hinter sich lassen
„Ich komm einfach nicht weiter! Warum fällt es mir so schwer, mich zu entscheiden?“ Diese Frage wird mir oft gestellt. Und auch ich stehe bisweilen vor Entscheidungen und weiß nicht weiter. Einmal habe ich monatelang mit mir gekämpft …
Gemeinsam mit Kolleginnen hatte ich ein Projekt initiiert. Es entwickelte sich so gut, dass wir unsere Lebensplanung ganz darauf abstimmten. Führende Leute aus verschiedenen Institutionen unterstützten uns. Doch mit der Zeit breitete sich eine latente Unruhe in mir aus. Und irgendwann musste ich der Tatsache ins Auge sehen: „Ich habe den Glauben an unser Projekt verloren.“ Mit diesem Eingeständnis mir selbst gegenüber begann ein monatelanges inneres Ringen um eine Entscheidung.
„Melanie, du bist die treibende Kraft im Projekt. Du kannst doch nicht einfach aussteigen! Willst du wirklich deine Kolleginnen im Stich lassen? Und all die wichtigen Leute enttäuschen, die auf dich, auf euch und euer Projekt bauen?“, sprach es in mir. Und dann saß mir die Angst im Nacken, dass ich gerade eine riesige Chance verspiele…
In meiner Entscheidungsnot suchte ich wie getrieben bei anderen nach Antworten. Oder zumindest deren verständnisvolle „Erlaubnis“, aus dem Projekt auszusteigen. Doch nichts dergleichen geschah! Bis mich eines Tages jemand, der mich sehr gut kannte, damit konfrontierte: „Ich habe den Eindruck, du spürst sehr deutlich, was du willst.“ Dieser Satz öffnete mir die Augen dafür, dass ich tatsächlich wusste, was ich zu tun hatte.
Wenn Ängste und Blockaden den Weg versperren
Wenn wir uns wie in einem Kreisverkehr um eine Entscheidung drehen und nicht wissen, welche Ausfahrt wir nehmen sollen, kann dies daran liegen, dass Ängste uns den Weg versperren. Um aus dieser Blockade herauszufinden, ist es wichtig, dass wir uns die eigenen Ängste vor Augen führen, die uns im Nacken sitzen. Denn nur dann können wir ihnen die Stirn bieten.
Es gibt eine Reihe typischer Ängste, die in Entscheidungssituationen aufpoppen. Manche von ihnen hatten mich in meine Entscheidungs-Blockade hineinmanövriert:
- Die Angst, was werden die anderen sagen? Werde ich sie nicht enttäuschen? Mir Ärger und Unwillen anderer einhandeln?
- Die Angst vor den Folgen meiner Entscheidung. Vor allem die Furcht, eine Fehlentscheidung zu treffen und dadurch eine riesen Chance zu verpassen.
- Die Angst, Verantwortung für mich und meinen Entschluss zu übernehmen. Dann doch lieber scheinbar „Erfahrenere“ fragen und die Wahl an sie delegieren. Oder zumindest ihren Segen für meine Entscheidung bekommen.
Sobald wir unsere Ängste bewusst wahrnehmen, gewinnen wir einen inneren Abstand von ihnen. Dieser Spielraum ermöglicht es uns, dass wir unserer Angst Gehör verschaffen, aber nicht unbedacht auf sie hören. Denn nicht einmal von unserer Angst müssen wir uns alles gefallen lassen!
Wir werden beherzt entscheiden können, wenn das, was wir lieben und anzielen, wichtiger wird als unsere Angst!
Woran unser Lebensglück (auch) hängt
Wer oder was blockiert mich in meinem Entscheiden? Und wie kann ich lernen, einfach gut zu entscheiden? – Sich das zu fragen, ist so wichtig! Denn nichts beeinflusst unser Lebensglück so sehr wie die Entscheidungen, die wir treffen. Und daher habe ich viel darüber nachgedacht und ein Buch geschrieben: „Entscheide dich und lebe! Die Kunst, eine kluge Wahl zu treffen“.
Ein mir wichtiger Gedanke aus dem Buch lautet: Wir werden beherzt entscheiden können, wenn das, was wir lieben und anzielen, wichtiger wird als unsere Angst!
Den richtigen Weg einschlagen
Die Leidenschaft, mit der wir etwas als Ziel ins Auge fassen, setzt unsere Entschlusskraft frei. Dies habe ich auch erfahren, als mich mein Bekannter darauf stieß: “Ich habe den Eindruck, du spürst sehr deutlich, was du willst.“ Er hatte Recht. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Und ich tat es: Ich stieg aus dem Projekt aus.
Mit diesem Tag fiel der Druck von mir ab, der monatelang auf mir gelastet hatte. Ich fühlte mich wie eine nach langer Krankheit Genesende und meine Kräfte kehrten langsam zurück. Und als ich eines Tages hörte, wie ich fröhlich vor mich hin summte, schluckte ich unwillkürlich vor Dankbarkeit: Ich fühlte mich wieder wohl in meiner Haut. Ich war zu mir zurückgekehrt.
Entscheide dich und lebe!
Jede Entscheidung ist etwas Besonderes: Sie bestimmt über die eigene Zukunft, über Gefühle und Ängste, über Großes und Kleines. Aber wie trifft man eine gute Entscheidung? Und wie lässt sie sich einüben: die Kunst, eine kluge Wahl zu treffen? Darüber schreibe ich in meinem neuen Buch. Es erscheint Anfang Oktober im bene!-Verlag